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Ein jegliches hat seine Zeit

Jule
Basierend auf diesem Text aus dem Buch der Prediger schrieb Pete Seeger in meinem Geburtsjahr 1950 seinen Song „Turn, Turn, Turn“, der 1965 durch die Byrds berühmt wurde und den ich auch nach fast 50 Jahren immer noch gern höre. In den 60ern, mit etwa 13 oder 14 Jahren begann auch meine „Karriere“ als Raucherin, erst heimlich mit den Jungs, die uns vom Handballtraining abholten, bald auch offen, denn Rauchen war „in“, wenn man „erwachsen“ sein und dazu gehören wollte.
Die Verknüpfung „Pause und Rauchen“ entstand schon in der Schulzeit, „Freunde und Rauchen“ sowieso. Schon damals kostete Rauchen Geld, und ich muss hier und heute gestehen, dass ich dafür ab und zu in die Kleingeldkasse meiner Eltern gegriffen habe, die für Lieferanten und Trinkgelder in der Küche stand.

Der „blaue Dunst“ hat mich mehr oder weniger mein ganzes Leben lang begleitet. Ich habe wohl mehrfach Pausen eingelegt, aber niemals wirklich aus der Überzeugung heraus, mir mit dem Rauchen selbst Schaden zuzufügen, sondern entweder für nichtrauchende Partner oder während der Schwangerschaften.
Als Mutter von 3 Kindern und Freiberuflerin mit eigenem Betrieb trug ich viel Verantwortung und hatte nicht viel Gelegenheit, mich um mich selbst zu kümmern. Aber die Zigarettenpausen waren mir heilig. Bei Frust und Stress qualmte ich ununterbrochen und fraß im Wortsinne in mich hinein, was in Form deutlichen Übergewichts in Erscheinung trat.
Vor ein paar Jahren musste ich schließlich einsehen, dass ich mir über lange Zeit zu viel zugemutet hatte, ich stand kurz vor dem Burnout und es wurde allerhöchste Zeit, die Reißleine zu ziehen. Bisher hatte ich mir keine freie Zeit gegönnt, denn es musste ja nach der Arbeit auch der Haushalt und die Familie versorgt werden.

Nun begann die Kopfarbeit

Jetzt spendiere ich mir 3x pro Woche Fitness-Studio mit anschließender Sauna und habe begriffen, dass man auch delegieren oder Dinge einfach mal liegen lassen kann. Ich habe inzwischen gelernt, auf mich selbst und meinen Körper zu hören, deshalb fiel es mir auch nicht schwer, meine Ernährung umzustellen und das Übergewicht abzubauen. Plötzlich wollte auch das Rauchen so gar nicht mehr in mein neues Leben passen. Abends bekam ich regelmäßig ein unangenehmes Kratzen im Hals, und der Tabakrauch selbst schmeckte oft nur noch eklig, als hätte ich gerade mit der Zunge an Teer geleckt. Ich hatte mich immer als „Genussraucherin“ gesehen, aber von „Genuss“ war plötzlich nicht mehr viel zu merken.
Aus der Erkenntnis „ich müsste eigentlich aufhören“ reifte langsam aber sicher der Entschluss „ich WILL aufhören“. Nun ist aber mein Mann starker Raucher. Ich hatte in der Vergangenheit schon mehrfach angeregt, dass wir zum Rauchen auf den Balkon gehen, aber dazu kann ich meinen Mann leider nicht bringen. Immerhin herrscht im Auto Rauchverbot, seit wir uns vor knapp 2 Jahren ein neues gekauft haben, da konnte ich mich durchsetzen. Dass wir gemeinsam würden aufhören können, schien nicht möglich.
Ich musste also davon ausgehen, dass ich permanent (mein Mann ist im Vorruhestand und zu Hause) einen aktiven Raucher um mich haben werde, der von selbst auch nicht auf die Idee kommen würde, in meiner Gegenwart nicht oder weniger zu rauchen oder doch auf den Balkon zu gehen.
Nun begann die „Kopfarbeit“. ICH will nicht mehr rauchen. Ich kann zwar auf Verständnis und Rücksicht meines Mannes hoffen, aber ich kann es nicht einfordern, denn ICH bin diejenige, die etwas FÜR SICH ändern möchte. Wenn mein Mann alsoweiter raucht, hat das nichts mit mir zu tun. Dass er mich nicht animiert, kann und werde ich allerdings fordern.

Mental gewappnet mit Stop-Simply

So mental gewappnet stieß ich im Internet auf Stop-Simply und habe mich angemeldet. Ich habe alles gelesen, was ich zum Thema Nikotinsucht und Ausstieg finden konnte, und nach einigen Anläufen ist es mir am 3. Tag endlich gelungen, morgens die erste nicht zu rauchen. Ich habe brav den Nichtraucherkurs durchgearbeitet und viel im Forum gelesen und geschrieben.
Der Ausstieg ist mir erstaunlich leicht gefallen, die Überwindung, den ersten Schritt zu gehen, war viel schlimmer als das Aufhören an sich. Schon rasch machten sich die ersten positiven Veränderungen bemerkbar, und dank der Suchtkurve konnte ich die Schmacht-Attacken und auch die Müdigkeit und Lustlosigkeit einordnen und wusste auch, dass dieser Zustand nicht dauerhaftsein würde. Für mich war und ist das Forum eine wichtige Stütze, denn der Rauchstopp ist ein Riesenprojekt und man möchte viel, eigentlich dauernd, darüber reden. Dafür nun wieder hat aber das persönliche Umfeld nur bedingt Verständnis.
Hier bei den Simplies findet man immer Gehör und Unterstützung, dafür mal ein großes Dankeschön. Mein Mann raucht immer noch, und wir verbringen leider deswegen definitiv weniger Zeit miteinander. Ich habe zwar durch sein Rauchen absolut kein Verlangen, das selbe zu tun, aber ich empfinde Zigarettenrauch inzwischen als sehr unangenehm und ziehe mich in andere Räume zurück. Es macht mir aber nichts aus, einen Abend mit rauchenden Freunden zusammen zu sitzen. Ich bin stolz darauf, dem Rauchzwang entkommen zu sein und fühle mich mittlerweile sehr wohl. Ich bin überzeugt davon, dass das Rauchen zu einer anderen, für mich abgeschlossenen, Zeit gehört und kann mir keinen Umstand vorstellen, unter dem ich wieder damit beginnen würde.
Hierzu passt ein Zitat aus dem eingangs erwähnten Text aus der Bibel: „Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben „....in diesem Sinne grüßt euch eine fröhliche und zufriedene Nichtmehrraucherin!
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