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Es wird nicht nur besser, es wird gut!

Robert Robert (Berti), 43 Jahre alt aus Salzburg. Geködert hat mich die Tabakindustrie schon mit 7 oder 8 Jahren. Ich kann mich noch erinnern, da bekam mein Vater eine Stange Benson & Hedges in einer goldenen Verpackung. Er sagte das sind mit Abstand die besten Zigaretten und ganz etwas Besonderes. Das muss man sich einteilen und jeden Zug genießen. Schlechthin die Glückseeligkeit gepaart mit dem Schlaraffenland, so etwas unheimlich Gutes ist rauchen. Dies wiederholte sich von Jahr zu Jahr und somit war das Gehirn schon manipuliert, dass man sicher ebenfalls rauchen wird wenn man älter ist.
Meine Eltern belehrten mich allerdings, dass mir rauchen streng verboten ist, ich es niemals probieren darf weil man süchtig wird, bitte rauche nicht, wenn du rauchst dann gibt es kein Taschengeld mehr, außerdem ist rauchen so schädlich für die Gesundheit und es kostet Geld. Heute muss ich darüber lachen, denn mit 12 oder 13 Jahren kommt einen das Leben unendlich vor und in dem Alter mit dem Gesundheitsaspekt zu kommen, na ja, sie meinten es gut und die Zeit war damals einfach so. Es wurde ja überall geraucht. Somit war der Weg für die erste Zigarette geebnet, denn ich wollte genau die unheimlich schönen Dinge des Rauchens kennenlernen wie sie mein Vater genießen durfte!
Dann kam der Tag der Tage und ich war bereit für den wundervollsten Genuß den ein Mensch nur auskosten kann. Ein Freund hatte ein paar Zigaretten von seiner Mutter geklaut. Das waren KIM, slim fit. Aufgeregt haben wir uns einen Platz gesucht an denen man uns nicht finden konnte. Es war Samstag Nachmittag in einem Rohbau. Zuerst haben wir geübt, dass wir den Rauch auch inhalieren können. Das musste man nämlich so machenJ Da gab es so einen Satz. „Huuucchhhh, die Mama kommt, kennt sicher sonst auch noch jemand. Von der Trockenübung gings dann ans Eingemachte. Wir haben beide schnell ein paar tiefe Züge inhaliert und dann wurden unsere jungfräulichen Gehirne mit Nikotin geflutet.
Mir wurde sehr schwindlig und schlecht, dazu der extrem heiße und graußige Geschmack im Mund. Whä war das ekelhaft und der Zustand Bitte mach, dass das wieder normal wird! Wir sind dann eine halbe Stunde oder so dort gesessen und waren so froh, als sich unser Zustand wieder normalisiert hat. Keiner hat uns gesagt, dass rauchen so ein Teufelszeug ist und der Rausch war schrecklich! Daher habe ich schön blöd aus der Wäsche geschaut und stand wie ein begossener Pudel da. In Erwartung eine Offenbarung zu erleben wie wundervoll der Tabakkonsum, ist habe ich genau das Gegenteil kennengelernt. Ich könnte überhaupt nicht verstehen, was mein Vater an so etwas Grässlichen finden konnte. Wenn ich das dagegen mit Schokolade oder Kuchen verglich……ohne Worte, so etwas war gut!
Wie der Nikotinteufel aber so will, meldete sich dann die nächsten Tage das Gehirn, dass ja doch irgendwie etwas Schönes dabei war. Ich schmiedete eine Strategie wie ich die ganzen Nebenwirkungen eventuell etwas abmildern konnte. Zigaretten waren ja noch übrig und ich wollte dem Rauchen einfach noch eine Chance geben. Schließlich, wenn so viele Menschen rauchen und die das so gerne machen weil es eben sehr gut ist, dann habe ich sicher etwas falsch gemacht. Der zweite Versuch lief besser, jaaaa viel besser. Nur ein ganz kleiner Zug, zwei oder drei mal und das leicht benebelte Gefühl gefiel mir dann schon ganz gut, obwohl ich nicht wusste wie und woher das kommt und wie das funktioniert. In dem Alter weiß doch kein Kind was Sucht ist.

Zigaretten wurde zur Normalität

Somit war meine 30 jährige Raucherkarriere eingeleitet und ich bin im Laufe dieser Zeit schon in die Raucherführungsetage gekommen. Das ging dann relativ unspektakulär weiter. Manchmal am Wochenende oder am Abend, dann fast jeden Nachmittag und jetzt kommts, das glaubt ihr niemals, ich rauchte jeden Tag am Morgen als ich in die Schule gegangen bin. Das Nikotin hatte mich im Griff ohne das ich es richtig bemerkt habe! Dann gings an die Zigarettenmarken. Rothmanns waren die Stärksten, obwohl die Coolsten doch Camel waren aus der weichen Packung – schwierige Entscheidungen waren das, das könnt ihr mir glauben! Dann gabs auch öfter Lucky Striks die hatten auch etwas, denn Mann (Kind) wollte ja dazugehören in der Gruppe und den Mädls mit der Coolheit imponieren. Dazu noch Lederjacke und biker boots, Herz was willst du mehr.
Somit wurde das Geld für die Jause der Tabakindustrie gesponsert, die müssen ja schließlich auch von etwas leben die armen Teufel. Wenn die Kohle knapp war, dann gabs die wunderbaren Austria 3 Zigaretten. Diese waren mit Abstand das Billigste, jedoch glaube ich nicht, dass da so etwas wie Tabak drinnen war. Geschmacklich erinnerten sie mich an verbrannte Autoreifen, aber he egal, Nikotin ´muss her. Auch das Selberdrehen wurde viel trainiert, besonders wenn man das mit einer Hand konnte, in Kombination mit Ringe beim Ausatmen, dann war man einer Gottheit gleichgestellt und geachtet und geehrt bei Raucherelite.
Die Jahre gingen ins Land, die Sucht manifestierte sich und die Zigaretten wurde zur Normalität, wenn gleich ich zu Hause nicht rauchte. Ich versuchte das einige Jahre zu verheimlichen, denn ich hatte wirklich Respekt vor meiner Mutter. Mir gelang das mit einigen Tricks auch ganz gut, doch einmal spät am Abend als ich bei meinem Zimmer rausgeraucht habe, da kam sie herein und hat es gerochen. Die Entäuschung war groß und mein Vater hat mich behandelt als hätte ich Heroin gespritzt. Das er selber rauchte war allerdings schon OK.
Es ging damit weiter, dass es toleriert wurde, wenn sie mich nicht dabei sehen. (Weil wenn man nichts sieht, dann kann auch nichts passieren, weil es ja finster ist) Dann kam mein erstes Auto, der Auszug aus der Wohnung, Arbeit, fortgehen ect. Schließlich lernte ich meine Ex Frau kennen die auch rauchte und somit war das Beziehungsmäßig kein Thema. Als sie mit meiner ersten Tochter schwanger war hörte sie sofort auf, danach fing sie schnell wieder an und das war beim zweiten Kind auch nicht anders. Die Jahre vergingen und die Zigaretten waren immer mein Begleiter.

Ich war der Suchtraucher

Ich war nie der Extremraucher der 60 Stück und mehr geraucht hat. Ich war der Suchtraucher. Wenn ich z.B. um vier Uhr morgens aufgewacht bin weil ich auf die Toilette musste, dann bin ich raus auf die Terrasse und habe schnell eine durchgezogen und dann weiter geschlafen. Auch war immer sofort nach dem Aufstehen das erste die Zigarette. Da wurde ich schon hibbelig weil unsere altmodische Espressomaschine doch vier Minuten gebraucht hat bis der erste Kaffee fertig war und ich endlich raus konnte ins Freie und rauchen. Da gabs dann eine lecker Marlboro, den Filter rausgezogen und mit einem dünnen Kartonröllchen stabilisiert.
Ein paar Schluck Kaffee und dann kam der Teil des Tages, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Die Filterlose Marlboro sieben oder acht mal hintereinander ganz schnell inhaliert, den Rauch lange in der Lunge gelassen, damit der morgendlich Nikotinflash so richtig gut wird. Die zweite schon gemütlicher und nach den obligatorischen 15 Stück am Tag rauchte ich die letzten am Abend nur mehr wegen der Sucht, geschmeckt haben mir die nie.
Anders natürlich wenn Alkohol im Spiel war, da gab es kein Halten und bei unserem Wirt wurde geraucht was das Zeug hält. Ansonsten verlief das alles recht normal. Ich dachte in den letzten 30 Jahren immer mal wieder an das Aufhören. Da waren ganz halbherzige Versuche dabei die hielten drei Stunden, die erfolgreicheren hielten 1 Tag, aber nie länger. Ich war einfach zu süchtig, hatte gesundheitlich kaum Beeinträchtigungen, nur bei Skitouren musste ich am Anfang mehr schnaufen.
Das Thema Geld stellte sich für mich auch nicht und ich rauchte einfach wirklich gerne. In der Früh, in unsrem Stammbeisl, am See, am Berg, nach einer Radtour, nach dem Essen, am Abend auf der Terrasse, ich rauchte überall. Jedoch war bei mir schon immer der Gedanke ans Aufhören im Hinterkopf. Nach der Scheidung waren dann zwei Jahre Lotterleben angesagt, denn Mann hatte ja vieles nachzuholen! Dann drängte sich wieder öfters das Thema nichtrauchen in den Vordergrund, denn man wird – ich glaubte es kaum – doch älter. Bisschen Husten, Kurzatmigkeit, nichts Schlimmes, jedoch erste Anzeichen, die ich natürlich nie zugegeben hätte, denn ich war weltweit der einzige Mensch dem Rauchen nichts anhaben konnte, dachte ich.


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