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Finde den Meister in dir...

MW "Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal weg begeben und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben" - Wer hat nicht bei seiner "ersten" Zigarette ähnlich wie Goethes Zauberlehrling empfunden. Es war etwas Neues, Unbekanntes, Erwachsenes. Mich hat es auf einer Jugendreise an der Nordsee erwischt und ich brauchte 45 Jahre, bis ich - an einem stürmischen Novemberwochenende - mein Nichtraucher-Ich aus dem Exil in heimische Gefilde zurück holen konnte. Seither versuchen wir wieder miteinander zurecht zu kommen, was 'mal mehr und 'mal weniger gut gelingt.
Obwohl in einem Nichtraucher-Haushalt aufgewachsen (mein Vater hat sich mit meiner Ankunft vom Nikotin verabschiedet, meine Mutter hat es nie probiert und meine ältere Schwester entwickelte sich zur fast militanten Nichtraucherin), blieb ich in sehr jungen Jahren am Glimmstängel hängen. Als meine Eltern herausfanden, dass ich regelmäßig rauche, versuchten sie alles in ihrer Macht stehende, um mich davon abzubringen. Aber welche Chance haben Eltern gegen einen renitenten Teenager?? Alle meine Freunde rauchten und wenn das Taschengeld nicht reichte, half man sich gegenseitig aus. Wir "liefen meilenweit", "atmeten den Duft der großen weiten Welt" und manchmal "ging alles wie von selbst."…
Während meiner kaufmännischen Ausbildung wurde in jedem Büro geraucht und der halbherzige Versuch aufzuhören, als ich den Noch-Nie-Raucher kennenlernte, der bis heute an meiner Seite ist, war von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt mit einer Kollegin zusammen, die spätestens nach der Mittagspause die 2. Schachtel öffnete. Auch bei Jobwechseln landete ich immer wieder in Unternehmen, wo ein gemütliches Plätzchen zum Rauchen angeboten wurde, sofern nicht am Arbeitsplatz geraucht werden durfte. So vergingen die Jahre, die Tabakindustrie verdiente ein Vermögen und ich glaubte, rauchen zu wollen.
Der von der Krankenkasse angebotene Nichtraucherkurs war der 2. Versuch aufzuhören und erwies sich als weiterer Flop. Es war der von Joel Spitzer perfekt beschriebene, langsame und grausame Dauerentzug und konnte nicht zum Erfolg führen. Die nächtlichen Hustenattacken wurden häufiger, ebenso wie die mehr oder weniger dezenten Hinweise von Hausarzt und Ehemann doch endlich aufzuhören.
„Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.“
Erst meiner Zahnärztin gelang es, den Nikotin-Nebel zu durchdringen. Als ich nach einer, für uns beide besonders anstrengenden Sitzung, dachte, es wäre alles in Ordnung, forderte sie mich auf, beim Hinausgehen gleich Termine zu vereinbaren. „Bei Rauchern fange ich immer von hinten an zu ziehen“, dieser Satz traf mich bis ins Mark. Zu dieser Zeit hatten wir einen Paketzusteller, der penetrant nach altem, kaltem Rauch roch und nur noch wenige Zähne im Mund hatte. Genug war genug, aber wie sollte ich es schaffen, den Dämon los zu werden??
Ich möchte an dieser Stelle offen lassen, wie sinnvoll eine Nichtraucher-Hypnose ist, die Entzugserscheinungen der ersten Tage und Wochen milderte sie jedenfalls nicht. Allerdings gab mir die Hypnotiseurin folgende Geschichte mit auf den Weg, die ich teilen möchte:

Am Scheideweg

„Stell Dir vor, Du gehst an einem schönen Frühlingstag spazieren. Der Weg durch den Park oder am Wald entlang ist Dir vertraut, Du bist ihn schon viele Male gegangen. Du freust Dich über das frische Grün und das Vogelgezwitscher, als Dir plötzlich ein beißender Gestank in die Nase sticht. Du bleibst stehen und siehst Dich um. Du bemerkst eine Weggabelung, die Dir vorher nie aufgefallen ist. Der nach links führende Weg verbreitert sich zur Allee. Aber wie sehen die Bäume aus??? Schwarz und verkohlt ragen die Äste in den leuchtend blauen Himmel, die Sträucher dazwischen sehen nicht besser aus und vereinzelt steigt Rauch vom Boden auf, der mit einem Teppich aus Kippen bedeckt ist. Die Allee führt auf einen verzierten Torbogen zu, der durch den Qualm nur undeutlich zu erkennen ist. Du gehst ein paar Schritte auf das Tor zu, als Du feststellst, dass Du anfängst im Kippensumpf zu versinken und plötzlich erkennst Du auch die verschnörkelte Schrift über dem Tor, FRIEDHOF steht da.
Schnell kehrst Du um. Der rechte Weg ist schmal und uneben, Stolpersteine liegen herum und hier und da wuchert eine Dornenhecke weit in den Weg hinein. Aber Blütendüfte umfächeln Dich, als Du die ersten unsicheren Schritte auf dem unebenen Pfad dahin stolperst. Dann entdeckst Du, dass hier und da Stufen in den Stein gehauen und Griffe angebracht wurden, um Dir den Weg zu erleichtern. Irgendwann hörst Du in der Entfernung Stimmen, die ­ obwohl sehr leise - ausgezeichnet zu verstehen sind. Sie beschreiben den weiteren Verlauf des Weges und Du erkennst, dass der Weg immer schöner und leichter wird. Sicher sind hier und da noch ein paar „Stolperfallen“ vorhanden, aber mit Vorsicht und Umsicht lassen diese Hürden sich umgehen und irgendwann Du erreichst das Land der zufriedenen Nicht-Mehr-Raucher..“
(Namen und Adresse der Hypnotiseurin stelle ich auf Wunsch gern zur Verfügung)
Das Vorgespräch für die Hypnose half dabei, einen Termin fest zu legen und bis zu diesem Termin ALLE Raucher-Utensilien verschwinden zu lassen. (Ich habe aus Schubladen, Handtaschen, Mantel- und Jackentaschen ca. 40 Feuerzeuge zu Tage gefördert und verschenkt. Alle vertrockneten Tabakreste wurden aufgeraucht und der Lieblingsaschenbecher am Tage des Stopps in der großen Mülltonne versenkt.) Für mich persönlich war es sehr wichtig, absolut nichts „Rauchbares“ in der Wohnung zu haben.
Als ich nach 10 anstrengenden Tagen schon kurz vor dem Aufgeben war, fand ich zum Glück das Forum von Stop-Simply, das ich auch nach mehr als 3 rauchfreien Jahren noch fast täglich besuche. Die Unterstützung der Gemeinschaft half und hilft mir ungemein die „Schmacht-Attacken“ und „Jieper-Momente“ zu überwinden. Die Oktober-Matrosinnen 2016 adoptierten mich und gemeinsam traten wir auf dem „Schiff der Freiheit“ die Reise ins Land der Nicht-Mehr-Raucher an. An dieser Stelle nun ein HERZLICHES DANKESCHÖN an alle Simplys und ganz besonders an die Mentorinnen und den Initiator dieser Seite, die unermüdlich daran arbeiten, der Tabakindustrie Opfer zu entreißen.
„In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid’s gewesen,
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke
Erst hervor der alte Meister.“
Wenn man den alten Meister in sich findet, gelingt es auch, sich von den Geistern zu befreien. Es ist keine leichte Aufgabe, aber sie lohnt sich auf jeden Fall.

Eure MW


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