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Für alle Neu-Aufhörer: Ihr geht auf eine Reise - Teil 2

Ich kann 15 Stunden fliegen, ohne verrückt zu werden, weil ich nicht rauchen kann. Und kann einen ganzen Urlaub unbeschwert nichtrauchend genießen, ohne mich hastig und heimlich immer wieder hinter sowieso zu dünne Kokospalmen verziehen zu müssen. Ich kann einen ganzen Tag wandern und tief die frische Luft einatmen, ohne irgendwo beim Päuschen statt frischer Luft eine Menge Nikotin einatmen zu müssen. Ich habe festeres Zahnfleisch, mein professionelles Zahncleaning hält wesentlich länger und noch gestern verkündete mein Zahnarzt: „Sie werden nie ein Gebiss oder Implantate brauchen“. Tschakka.

Wirklich sehr freue ich mich über meine Stimme

Meine Haut ist viel besser durchblutet, mein Augeninneres viel weißer als noch zu Rauchzeiten. Mein Cholesterinspiegel oder vielmehr das gute Cholesterin, das HDL, ist signifikant höher als zu Rauchzeiten.
Wirklich sehr freue ich mich über meine Stimme. Denn das war eine ganz ungeahnte Überraschung. Ich war immer eine begeisterte Chorsängerin und singe im Grunde seit Schulzeiten regelmäßig in Chören, umzugsbedingt auf der ganzen Welt. Ich hatte stets Schwierigkeiten mit der Höhe und freute mich oft auch, wenn ich statt Alt auch mal Tenor singen durfte. Meine Stimme war meist leicht belegt, so ungefähr „Zarah Leander-mäßig“ belegt.
Als wir nach Deutschland zogen im letzten Frühjahr, suchte ich mir in Berlin einen großen Chor, sang dort 4 Wochen mit und machte danach das leidige „Vorsingen“ als Aufnahmeprüfung mit. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, meine Stimme klar zu halten, sie hatte Volumen und mit den sehr wohltuenden Worten, ich sei ein Gewinn für den Chor, bin ich als Mezzosopranistin eingestuft aus dem Vorsingen wieder herausgekommen. Ich, die vorzugsweise gern im Tenor gebrummt hatte, war nun MEZZOSOPRANISTIN. Ich habe seitdem mit Freude auch einige Solo Gesangsstunden absolviert und merke, dass meine Stimme weiter wächst. Ohne Zigaretten, dafür mit heilendem Rachen.
Ich bin auch selbstbewusster geworden, was die eigenen Ziele angeht: wer es schafft, mit dem Rauchen aufzuhören und sich gegen diese große überwältigende Sucht zu stemmen, der schafft auch andere Dinge leichter. Die Latte, die ich an mich selbst halte, ist sehr viel höher als zu Rauchzeiten. Ich möchte gesund leben und ich bin bereit, dafür einiges zu tun.

Ich habe auch am Anfang gar nicht so viel zugenommen

Ich wiege leider – mittlerweile - etwa 8 kg mehr als vor dem Rauchstopp. Aber ich habe gelernt: wieder anzufangen bringt gar nichts, denn leider verschwinden die neuen Kilos durchs Wieder-Rauchen nicht. Das kenne ich von einem 12 Jahre zurückliegenden Rauchstopp Versuch, der leider nur ein Jahr gedauert hat. Da hat man dann nämlich beides: die Rauchsucht und die Pfunde. Auch nicht schön. Aber ich bin genügsamer geworden mit mir. Am Anfang meines Rauchstopps krächzte mein Sucht-Ich: „Bloß nicht zunehmen. Sobald du zunimmst, fängst du wieder an zu rauchen“. So ein Schwachsinn.
Ich habe auch am Anfang gar nicht so viel zugenommen. Tatsächlich habe ich mich das gesamte erste Jahr plus/minus 3 kg ganz gut gehalten. Die wirklichen Zunahmen fingen erst im zweiten Jahr an. Ich gebe zu, dieser Umstand hat mich zutiefst enttäuscht, weil hier bei den Simplies so oft die Rede davon war, nach einem Jahr habe man die Rauchstopp-Kilos wieder weg. Tatsache war: die haben da erst richtig losgelegt bei mir. Aber was soll ich sagen: so ist das halt. Ich schaue mich im Spiegel an und finde gar nicht gut, was ich sehe, vielleicht keimt auch ein kleines bisschen Hysterie auf, so ein Gefühl irren Kicherns ganz hinten im Hals. ABER: dafür rauche ich nicht mehr, das muss ich mir immer wieder vor Augen halten.
Vielleicht wird es mir irgendwann gelingen, diese Pfunde wieder loszuwerden. Vielleicht sind sie aber auch nur dafür da, um mich irgendwann in irgendeiner Not-Zeit zu unterstützen, wenn mein Körper von diesen Pfunden zehren muss. Vielleicht ist es auch überhaupt nicht wichtig, solange mein Körper nicht Bluthochdruck, Diabetes oder ähnliche unangenehme Übergewichtsprobleme entwickelt. Ich korrigiere: das VIELLEICHT streichen und ersetzen durch den Satz: es ist nicht wichtig – Punkt.
All den Neuaufhörern kann ich nur sagen: ihr geht auf eine Reise, die viele Überraschungen parat hat. Geht sie mit ganzem Herzen und erwartet nicht, nach 8 Wochen mit Erreichen aller Gürtel „durch zu sein“. Erwartet auch nicht, nach einem Jahr „durch“ zu sein. Bleibt offen und aufmerksam, vieles kann erst im zweiten Jahr auftreten und Überraschungen lauern an jeder Ecke. Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: die Reise, endlich das Rauchen aufzugeben, ist eine Reise, deren Weg mit vollem Herz und starkem Willen gegangen werden muss.

Ich hab das Gefühl, ich reise immer noch

Von den ersten gruseligen Entzugstagen über die „Wie blöd bin ich eigentlich, dass ich mir das antu“-Wochen hin zu „Ich finde, jetzt ist aber ein Zeitpunkt gekommen, dass dieses Trübsal endlich ein Ende haben dürfte“, ganz zu schweigen von Blitzsituationen, in denen der Wurzelgnom flüstert: „Eine ginge aber schon, ohne dass man rückfällig ist. Was denkst du?“ Dann kommen Tage, an denen man überhaupt nicht wirklich an Zigaretten denkt und sobald man wieder dran denkt, glauben möchte, man wäre über den Berg.
Ich weiß nicht, wann ich über den Berg bin. Ich hab das Gefühl, ich reise immer noch. Und immer noch ist mein Nichtraucher-Projekt eines der wichtigsten meines Lebens. Und immer noch bin ich achtsam. Und immer noch fühle ich mich phasenweise nur als Nichtmehrraucher. Aber es wird besser. Immer besser von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Monat zu Monat. In Jahren mag ich noch nicht so wirklich denken:)
Und dass ich mich so gut fühle, dass ich dort stehe, wo ich jetzt stehe, hab ich dieser Stop-Simply Community zu verdanken. Ohne sie hätte ich sicherlich bereits mehrfach wieder angefangen. Ich schreibe nicht mehr so wirklich viel mit im Forum, aber ich lese nach wie vor jeden Tag, was es Neues gibt. Mone hat das mal „Suchtverlagerung“ genannt, ich nenne es „liebgewordenes Ritual“. Ich sage euch allen, ob ihr jetzt gerade erst anfangt und eure Ängste und Befindlichkeiten teilt, wie auch euch alten Hasen hier, vor allem den Mentorinnen, und auch Lars, dem Gründer dieses Forums, ein ganz herzlich Dankeschön für all eure Hilfe.
Und ich hoffe, dass wir uns zahlreich im August in Hamburg sehen werden. Vor Kraft strotzend. Und stolz. Und zufrieden. Und energiegeladen. Und vor allen Dingen: nicht rauchend. Es lohnt sich. Ehrlich! Eure Akasha

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