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In der Räucherkammer aufgewachsen: Der Prozess (Teil 4)

Und noch eine Feststellung machte ich. Ja, ich rauchte oft, bevor ich einen Berg hoch wanderte. Freunde schauten mich erst recht irritiert an, wenn ich mir auf halber Höhe die Nächste ansteckte. Jetzt hatte ich es begriffen. Die Zigarette stellte die Bronchien weit, damit der Rauch tiefer inhaliert werden kann, vielen Dank ihr Tabakchemiker! Das nach dem Rauchstopp entwickelte Asthma, denn die Zigarette ist in diesem Sinne mit der Dauermedikation eines Asthmasprays vergleichbar, trainierte ich mir durch leichtes rhythmisches Joggen mit bewusstem Ausatmen ab. Wow, das ging. Nevereverpuff, hast du noch Fragen an die Bücher zu diesem allumfassenden Mist? Sorry, Ich war geplättet und eines war klar: DURCHHALTEN!!!

Der Prozess

Ich häutete mich viermal. Jetzt ist die Haut angenehm weich und elastisch. Ich wurde richtig krank und kränker, Mandeln, Zahnfleisch, Speicheldrüsen, Lunge, Bronchien, Magen-Darm-Trakt, Muskeln und Nerven waren die hauptsächlichen Baustellen. Eigentlich gab es keine Nichtbaustelle. Es ist wahrlich ein riesiger Umbau des ganzen Körpers. Entgiften, Entgiften, Entgiften ist dabei eine wesentliche Arbeit. Ich unterstütze den Körper so gut ich kann, gebe ihm gesunde abwechslungsreiche Nahrung und Bewegung, damit er seine Arbeit gut durchführen kann.
Nicht mehr Rauchen ist für mich ein tiefgreifender Prozess. Ich begleite meinen Körper dabei, wie er sich umbaut, schaue ihm zu und freue mich, was er alles kann. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Er war verkrampft und eingerostet, jetzt kann er besser laufen, sich bewegen, dehnen und strecken. Er kann den Brustkorb weiten und ganz viel Luft einlassen. Erlebt und gespürt habe ich das Phänomen auf meinen Reisen, als ich von Meeresspiegelniveau auf 4000 Meter Höhe in wenigen Stunden fuhr und sich entsprechend der Luftdruck änderte. Ich öffne beim Ausatmen die Tür für neue einströmende Luft.
Den ganzen Änderungsprozess verknüpfte ich bewusst mit grundlegender positiver Haltung: du verlierst nichts, sondern du gewinnst. Und vor Allem: habe keine Angst vor Neuem, dir kann nichts passieren.

Weltenwechsel Nummer zwei

Und jetzt? 700 Tage lebe ich nun ohne Zigaretten. Das Denken ist klarer als vor dem Rauchstop und tatsächlich anders. Die Sinne sind wacher, Schmecken und Riechen erzeugt eine tiefe Freude. Die Gefühle sind deutlicher und stärker. Viele körperliche Baustellen bessern sich langsam aber deutlich. Manches flammt auf, ebbt aber immer schneller wieder ab. Komisch, ich stelle mich Konflikten, die ich vorher vermied, auch den inneren eigenen, die in mir schlummerten.
Meine Aufgabe ist es, eine neue Ordnung zu erstellen. Das neue Denken, die neuen Gefühle zu erleben, zu sehen und zu spüren. Ich lebe in einer neuen Welt, die es zu entdecken gilt.
Es ist ein weiterer Schritt, in die Welt der freien Entscheidung einzutauchen und nicht mehr Dienstherr des alten innerlichen Zwangs zu sein. Wie war das: jeder einzelne Schritt zählt, jede nicht gerauchte zählt, jede Minute und jede Sekunde zählt, ja so ist es. Ich bin in den Prozess eingetreten und sehe die Misere der Raucherei so offensichtlich. Das Nichtmehrrauchen umfasst mich als ganzen Menschen bis in jede Haarspitze.
Es ist wirklich komisch zu sehen, wie das Leben läuft. Prägungen, und beim Rauchen ist es eine selbstzerstörerische von Sucht dominierte Prägung, lebt man lange unhinterfragt. Es dauert Jahre, bis sie angeschaut und in ihrer Falschheit erkannt werden. Und es vergeht nochmals ein erheblicher Zeitraum, bis eine Änderung gelebt werden kann. Das Umwälzen gleicht einer Revolution und die neue Wahrheit wird Schritt für Schritt installiert und umgesetzt. Ich habe diesen zweiten Weltenwechsel erfahren können. Durch den ersten Weltenwechsel konnte ich den Rauchstop mit ganz andern Augen betrachten und durchführen, als bei allen früheren Versuchen.
Wenn ich Raucher sehe, weiß ich, wie es ist, rauchen zu müssen und dass es ein Lebensentschluss ist, nie wieder zu rauchen. Ich schaue traurig auf die vernebelte Mauer, die auch einst vor mir stand, undurchdringbar und hart. Scheinbar undurchdringlich, Mutlosigkeit, Selbstzweifel und Angst prägen den Härtegrad. Doch die Mauer verfliegt, es ist, als ob man aus einem bösen Traum erwacht.
Rauchen, nein Rauchen kann ich nicht mehr, da brauche ich mich überhaupt nicht anzustrengen. Ich kann es nicht mehr. Warum sollte ich mich nochmals in eine traumatische Situation und in eine solche Zwangslage begeben. Warum nur, es gibt keinerlei Grund dafür. Mein Nickname wurde mir in all dieser Zeit zur neuen Heimat. Ich bin stolz und genieße es auf dem erloschenen Vulkan zu stehen, die Arme auszubreiten, das tiefe Gefühl in mir zu spüren, frei wie ein Adler über den Krater segeln zu können.
Nevereverpuff
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